Mittwoch, November 28, 2007

Reh-konvaleszent (Re|kon|va|les|zent der; -en, -en: Genesender., Quelle: Duden.de)

Das Reh springt hoch, das Reh springt weit.
Warum auch nicht – es hat ja Zeit!

(Heinz Erhardt)

Seit fast 5 Jahren lege ich tagtäglich die Flugstrecke durch den Soonwald Richtung Mainz und zurück zurück. Gestern Abend hatte ich zum ersten Mal eine Begegnung der fünften Art mit "Haarwild".

Okay, wenn die beiden recht jungen Rehlein unbedingt nachts um 22:40 Nachlauf spielen müssen... Kinder, aber nicht rechts parallel zur Fahrbahn. Und nicht noch einen kleinen Schlenker nach links machen. Einer / Eine der beiden hatte sicher am nächsten Morgen stärkeren Aspirin-Konsum nötig. "Bambi-Killer" bin ich hoffentlich nicht - keine Überreste des Tiers waren zu entdecken. Bis auf die kleinen Haarreste in meinem Stoßfänger. Oder Kotflügel. Schaden am Auto nach meiner sehr dürftigen Kfz-Kompetenz: Hält sich im Rahmen (Kfz-Wortspiel!).

Übrigens schon komisch, welche Geräusche nachts im Wald schallwellig unterwegs sind. Dabei ist Hundegeheul noch am wenigsten unheimlich...

Wat nun tun nach einem Reh-Crash? Zuerst meine Hotline der Versicherung angefunkt. Netter Rheinländer kannte sogar den Sonnwald ("Da kommt doch de Schinnerhannes her, wat?!"). Tröstende Worte findet er auch ("Ui, Astra GTC... Baujahr 2006... Net weinen!"). Nun folgte der erste 110-Anruf meines Lebens. Sehr unspektakulär. Kein Streifenwagen, kein Förster (weil sichtlich kein Kadaver - vielleicht hatte er sich aufgelöst wie besiegte Gegner in einem Videospiel?). Nix Waidmanns Hail (oder Weidmanns Heil???)!

Am Morgen danach: Schadensbegutachten im Hellen. Denke nach wie vor, dass es nicht so schlimm ist. Auto und Fahrer auf jeden Fall fahrtüchtig (Reh nicht - wie denn ohne Führerschein?). Anschließend erster (freiwilliger) Besuch einer Polizeiwache (Filiale Kreuznach) meines Lebens. Musste zuerst rund 30 Minunten auf den Beamten warten (Rechner hochfahren, Brille putzen, am Rechner anmelden, Nase putzen, Programm starten, aus dem Fenster schauen, Putzen putzen).

Währenddessen baut sich eine gar unheimliche Geräuschkulisse im Nachbarzimmer auf. "Naiiin!"... "Aaaah!" .... "Njeeeet" - nach akkustisch augenscheinlichem Alkoholkonsum ausgestoßen. Da hatte wohl jemand ein bissken viel gesoffen und wurde ausfällig. Oder auffällig. Wie es auch sei.

Der kränkelnde, aber eigentlich freundliche Beamte nimmt auf gefühlten 122 Seiten meinen Fall auf, nachdem er den Schaden begutachtet hat. Man merkt direkt, wer das Maschinenschreiben noch auf der Schreibmaschine gelernt hat: Der gute Mann kloppt mit den Zeigefingern so fest und laut auf die Tasten, dass die Kollegen aus dem Nachbarzimmer zusammenschrecken... (mutmaße ich mal)

Endergebnis des Besuches auf der Wache:
Eine gar (wacht)meisterliche "Wildschaden-Bescheinigung"! Versicherung weiß ja auch Bescheid, der Gutachter kommt morgen Begutachten, zur Werkstatt geht's am Samstag - alles in (zart geschmolzener) Butter (an Rehrücken) also!

Achso: Sehr geil fand ich auf der Wache den grünen Plastik-Schnellhefter (noch bekannt aus dem Sachkunde-Unterricht)... Beschriftet in 28 Punkt Arial: "HAFTBEFEHLE" ... Einfach mal einen solchen Wisch nachempfinden und den liebsten Kollegen in den Schnellhefter mogeln ;)

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Naja, du konntest wenigstens noch rechtzeitig (Achtung, Brüller!) REHagieren! :-)